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Franz Friedrich Boscovits, Fillette assise au bord d'un lac

Franz Friedrich Boscovits, genannt Fritz
(Zürich, 1871 -Kilchberg, 1965)
Am Ufer eines Sees sitzendes Mädchen, 1955.
Öl auf Karton.
48,7 x 37,9 cm
Inv. BA.AMC.05g.2000.21123
Schenkung von Frau L. Grignet, 2000

 


 

Franz Friedrich Boscovits, genannt Fritz, war ein Schweizer Maler, Karikaturist und Grafiker, der zwischen 1890 und 1896 an der Akademie der Schönen Künste in München ausgebildet wurde. Seine ersten Arbeiten stehen ganz natürlich in der Nähe der Maler der Münchner Schule. Nach Abschluss seines Studiums reiste er nach Florenz, wo er seine Ausbildung vervollständigte, bevor er nach Zürich zurückkehrte.

Um die Jahrhundertwende erlebte die Schweizer Stadt nicht nur einen demografischen, sondern auch einen intellektuellen und akademischen Aufschwung, blieb aber politisch und kulturell relativ konservativ. Die Schweizer Malerei um 1900 war geprägt von Persönlichkeiten wie Arnold Böcklin (1827-1901) und Ferdinand Hodler (1853-1918), aber auch von zahlreichen Künstlern, die von den Bewegungen des Symbolismus und des Jugendstils beeinflusst wurden und qualitativ hochwertige Werke schufen. Fritz Boscovits nimmt an dieser Dynamik voll und ganz teil. Er erweist sich als experimentierfreudiger Künstler und beweist großes technisches Geschick. Er ist mit den Trends in der Malerei und der Grafik bestens vertraut. Er verkehrt mit vielen Künstlern der Schweizer Avantgarde und ist gleichzeitig stark in die kulturellen Institutionen in Zürich eingebunden.

Fritz Boscovits malte Landschaften, Genreszenen und manchmal auch allegorische Kompositionen, wie bei den Fresken in der Clausiusstraße in Zürich. Die Natur ist ein prägnantes Element in seiner Malerei; Porträts sind eher selten. Tiere und Fabelwesen tauchen regelmäßig in den Karikaturen auf, die er fast zweiundsechzig Jahre lang unter dem Kürzel "Bosco" für die Zeitschrift "Der Nebelspalter" zeichnete. Seine ersten Zeichnungen für die satirische Wochenzeitschrift stammen aus dem Jahr 1889, noch bevor er in die Akademie eintrat. Firtz Boscovits malte mit Öl auf Leinwand oder Karton; seine Bilder zeichnen sich durch die Verwendung starker Konturen und manchmal kräftiger Farben aus, aber im Allgemeinen ist die Palette schlicht und oft matt. Die Farbe wird mit Pinselstrichen oder Bürsten aufgetragen. Im Laufe der Zeit wird die Linie immer feiner und die Formen befreien sich von den Konturen. Sowohl die Gemälde als auch die Karikaturen spiegeln den wohlwollenden und gleichzeitig scharfen Blick eines Mannes wider, der für seine Umwelt empfänglich ist.

Fillette assise au bord d'un lac (Madeleine) aus dem Jahr 1955 ist ein Spätwerk in der Produktion des Künstlers. Ein junges Mädchen sitzt auf einem Steg, taucht ihre Füße in das Wasser und betrachtet ihr Spiegelbild. Die Szene ist in das weiche, warme Licht eines Sees getaucht, in dem sich die Sonnenstrahlen spiegeln. In der Ferne zeichnen sich die Berge ab. Firtz Boscovits lebte mit seiner Familie viele Jahre lang in Zollikon am Zürichsee, und mehrere Gemälde haben die Ufer dieses Sees als Kulisse. Es herrschen Pastellfarben vor und es wird ein großer Eindruck von Ruhe vermittelt. Vom Körper des Mädchens geht jedoch eine leichte Spannung aus. Sie trägt einen schwarzen Badeanzug und ihr dunkles Spiegelbild auf der Oberfläche des Sees sind alles Elemente, die die Ruhe der Landschaft etwas stören. Über den Schein hinaus erinnert der Künstler durch die subtile Behandlung des Körpers und die Wahl der Farben an seine kleine Tochter Madeleine, die im Alter von 18 Jahren verstarb.

Fillette assise au bord d'un lac (Madeleine) ist Teil eines Ensembles von neun Bildern des Malers, die aus der Schenkung von Madame Lucienne Grignet an das Musée des Beaux-Arts de la Ville de Liège stammen. Walter, der Sohn von Fritz Boscovits, heiratete die Belgierin Olga Odeur, deren Schwester Blanche Odeur die Mutter von Madame Grignet ist. Die Gemälde befanden sich in ihrem Besitz. Der Künstler reiste außerdem mehrmals nach Belgien, wo seine Tochter ebenfalls lebte. Bei diesen Gelegenheiten malte er mehrere kleine Landschaften aus Flandern.

Marie Remacle
Projektbeauftragte für die Museen von Lüttich.
Kunsthistorikerin